Interview von Rahel
Ist ein für Deutschland so großes Thema geeignet, auf eine kleine Stadt herunterzubrechen?
Ich würde mich jederzeit für eine Geschichtsbetrachtung am eigenen Wohnort von Schüler:innen aussprechen. Geschichte ‚herunterzubrechen‘ ist mir hierbei zu negativ konnotiert und eine Betrachtung auf Geschehnisse in der ‚kleinen Stadt‘, schließt meines Erachtens nach einen Zugang zum komplexeren ‚Gesamtbild‘, soweit man dieses jemals nachvollziehen kann, in keiner Weise aus, vereinfacht diesen eher. Durch die persönliche Nähe zur ‚kleinen Stadt‘ bekommt die Vergangenheit für die Schüler:innen oftmals eine andere Bedeutung. Und die Geschichte der kleinen Stadt begrenzt sich nunmal nicht auf die Stadtgrenzen. Im Hinblick auf die nationalsozialistischen Verbrechen gegenüber der jüdischen Bevölkerung Beckums, lassen sich viele verschiedene Mechanismen erkennen und Wege, die über die ganze Welt verteilt sind werden deutlich. Auch jüdisches Leben und jüdische Traditionen sind natürlich in keinem Maße an Stadtgrenzen gebunden. Ich würde mich daher jederzeit für lokale Themen als geeignete Themen aussprechen.
War das Material, das zur Verfügung stand ausreichend?
Ganz grundsätzlich habe ich durch Materialsammlungen angemessen informiert gefühlt, bzw. durch gängige Recherchewege, die ich tagtäglich durchführe war eine Umsetzung gut möglich. Natürlich heißt das nicht, dass nicht auch der Wunsch da wäre, dass es mehr ‚Überreste‘ der Geschichte gibt, insbesondere um angemessene Opfer- und Täterperspektiven darstellen zu können.
Welche Schwierigkeiten gab es bei der Erarbeitung des Unterrichtsprojektes?
Es ist natürlich ein leidiges Thema, allerdings hat auch bei der Erarbeitung bzw. der Durchführung verschiedener Projektteile die Coronapandemie ihre Auswirkungen gezeigt und für Schwierigkeiten gesorgt. Auch ging es natürlich für mich als Münsteranerin, die in Kiel geboren ist zunächst auch darum, einen Zugang zu Beckum zu finden. Ich würde aber sagen, dass mir diese Position, insbesondere im Hinblick auf eine Verknüpfung der Geschichte, die in Frage Eins auftauchte, der Verbindung zwischen Stadtgeschichte und Teil der deutschen Geschichte etc., dadurch leichter fiel.
Ist es sinnvoll, Schüler mit der eigenen Stadtgeschichte zu konfrontieren?
Meiner Meinung nach ist es äußerst sinnvoll, Schüler:inenn mit der Lokalgeschichte zu konfrontieren. Kontinuitäten und Erkenntnisse sind ungemein wichtig aufzuzeigen und nachzuvollziehen. In mir lässt die Hoffnung nicht nach, dass man durch eine Geschichtsauseinandersetzung mit Schüler:innen dafür sorgt, dass ein reflektierteres und achtsames Miteinander angestrebt wird.