Der Westfalenbund e.V.
Eine deutlich größere Organisation war der am 28. Juni 1921 gegründete „Westfalenbund e.V.“ Dieser nationale Kampfverband bzw. Wehrverband bestand aus Frontsoldaten, die sich ein betont militärisches Gepräge mit Uniformen, Militärmusik und marschierenden Formationen gaben und damit eher den traditionellen Kriegervereinen in der Region ähnelte. Politisch war er national-konservativ und auch antisemitisch ausgerichtet. Erster Vorsitzender wurde der Beckumer Kaufmann Heinrich Illigens. Die Vereinstätigkeit umfasste zwei Seiten. Auf der zivilen-öffentlichen Seite hin agitierte der Verein mit einem historisch-kulturpolitischen Programm durch öffentliche Veranstaltungen, auf denen nationale, antisemitische und verfassungsfeindliche Töne zu hören waren. Aber es gab auch eine heimliche militärische Seite, auf der Waffenverstecke angelegt wurden, militärische Übungen abgehalten wurden und im Ruhrkampf 1923 wohl auch Sabotageaktionen. Doch war der „Westfalenbund“ unter Illigens vielen Mitglieder nicht rechts genug. Es entstand eine Abspaltung unter dem Namen „Westfalen-Treuebund“ mit dem Sitz in Münster, wo 1922 auch die erste westfälische Ortsgruppe der NSDAP gegründet worden war. Der „Westfalen-Treuebund“ zog mehr und mehr Mitglieder vom „Westfalenbund“ ab. Als die Hyperinflation 1923 das Vereinsvermögen vernichtete, trat Illigens vom Vorsitz zurück, blieb aber Vorsitzender der Kreisleitung des Bundes in Beckum. Im November 1924 musste der „Westfalenbund“ und damit auch die Beckumer Gruppierung aufgelöst werden. Ihre Mitglieder sollten eigentlich in den „Stahlhelm. Bund der Frontkämpfer e.V.“ wechseln, doch weigerte sich Illigens und seine Beckumer Mitglieder. Illigens begründete die Ablehnung damit, dass sich der „Stahlhelm“ zu sehr an dem „Hitler- und Luddenroff Rummel“ (gemeint war der Putschversuch am 9. November 1923 in München) beteiligt habe.
Quelle:
Krüger, Gerd: Von den Einwohnerwehren zum Stahlhelm. Der nationale Kampfverband „Westfalenbund e.V.“ (1921-1924), in: Westfälische Zeitschrift 147, 1997, S. 405-432.