Margret Teuber (*9.2.33) erinnert sich an die Kriegszeit 1939 – 1945


1939 zu Kriegsbeginn wurde ich eingeschult. Bis jetzt waren die katholischen und evangelischen Schüler getrennt. Wir bekamen durch Lebensmittellieferung in der Pause Schulspeise. Diese wurde mit Bollerwagen in großen Kübeln von der Gemeinschaftsküche in der Hühlstraße von den besten Schülerinnen geholt. Das war immer sehr lustig. Wenn durch die offenen Fenster das Wort Kekssuppe oder Erbsensuppe erscholl, nahmen wir unser von zuhause mitgebrachtes Essgeschirr und stellten uns auf dem Schulhof auf. Erbsensuppe war nicht so beliebt.
Unser Vater wurde sofort zum 2. Weltkriegsbeginn 1939 eingezogen. Er wusste, was das bedeutete. Ich hatte noch nie meine Eltern weinen gesehen. Das Bild des Abschiednehmens werde ich nie vergessen. Zwischen sich meinen 1jährigen Bruder, umarmten sie sich lange. – Dann folgten Siege über Siege. Aber es blieb nicht so. Als unsere Zwillinge geboren wurden, wurde Vater entlassen. Aber obwohl er Maler und Tapezierer war, bekam er keine Aufträge von der Stadt, weil er nicht in der Partei war.
Als 1941 ein eiskalter, langer Schneewinter kam, wurde alles rationiert. Es gab Lebensmittel, Schuhe, Kleidung und Kohlen auf Bezugsscheinen.
Später kamen die Fliegerangriffe. Wir konnten den Feuerschein der Brandbomben über Hamm, Münster und Dortmund sehen. Unser kleines Städtchen blieb verschont.
Als Familie mit insgesamt 10 Kindern wurde uns ein Superluftschutzkeller zugewiesen. Beheizt, gestrichen und beleuchtet mit breitem Kellereingang. Kein Lichtstrahl durfte nach draußen gelangen, Fenster und Türen wurden mit Vorhängen verhangen. Wir bekamen 3 Etagenbetten und gingen abends zum Schlafen schon dorthin. Wenn alles abgedunkelt war, ging der Treck los. Durch stockdunkle Nacht zogen wir die drei Kinderwagen auf den Schlitten zum Luftschutzkeller der Reichsbank. Unser Vater hatte im nahen Kreishaus Feuerwache und sah öfter nach uns.
Dieses Gebäude, die Reichsbank an der Alleestraße – damals Adolf-Hitler-Straße - wurde als erstes Gebäude am frühen Ostersonntagmorgen, den 1. April 1945, von den Amerikanern beschlagnahmt. Alle schrien vor Angst, weil plötzlich ein farbiger Soldat die Treppe hinunterkam. Er war aber sehr nett, half uns beim Räumen und gab uns Schokolade.
Unser Vater, der zuvor seine Feuerwehruniform in den Westteich geworfen hatte und nun Zivil trug, war nach Hause geeilt und hatte als Zeichen der Kapitulation ein weißes Bettlaken aus dem Fenster gehängt.